Ausschöpfung und Entwicklung des Arbeitsplatzpotentials im kulturellen Sektor im Zeitalter der Digitalisierung


   Pressetext der Europäischen Kommission   Ausblick und Empfehlungen   Bestelldaten


Die Studie zeigt, dass der Zuwachs an Arbeitsplätzen im kulturellen Sektor jenen in der allgemeinen Wirtschaft um ein dreifaches übertrifft (1,2% an jährlichem Wachstum insgesamt in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre stehen 3,8% im Freizeit,-Kultur und Sportbereich gegenüber). Eine Fortsetzung des Trends ist zu erwarten; unter anderem, weil traditionelle kulturelle Medien durch digitale Anwendungen ersetzt werden.

Ein Resultat der Studie ist weiters, dass mehr Beschäftigte in diesem Bereich arbeiten als von früheren Studien angenommen wurde: Derzeit sind in diesem Sektor 7,2 Million Beschäftigte zu finden, die Tendenz ist steigend. Die Beschäftigungsstruktur im Sektor setzt sich überwiegend zusammen aus selbständig Freiberuflichen (freelancer); die Beschäftigten arbeiten in sehr kleinen Unternehmen und vielfach in atypischen Beschäftigungsverhältnissen.

Für die Zukunft bestehen neue Möglichkeiten der Arbeitsflexibilisierung. Andererseits aber besteht die Gefahr, dass Gruppen, die bereits jetzt benachteiligt sind, weiter marginalisiert werden, weil sie erschwerten Zugang zu diesen neuen Technologien haben. Ausblick und Empfehlungen

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   Ausblick und Empfehlungen

Um das Arbeitsplatzpotential dieses Sektor effektiver zu nutzen, empfehlen die AutorInnen, an folgenden drei Ebenen anzusetzen:

Orientierungshilfe für die Politik und Integration
(wie z.B. stärkere Vernetzung, neue Programme für KMUs im Kultur- und Medienbereich)
Information und Kommunikation
(beispielsweise EU- weite harmonisierte statistische Grundlagen, eine europäische Plattform über Stellenangebote in der digitalen Kultur, usw. und )
"affirmative action" Programme
(Start-ups im Kulturbereich ebenso wie spezifische Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen - denn ein Großteil der Firmengründungen im kulturellen Sektor und im Digitalisierungs-Bereich scheitert, etc.)


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Printversion:
Eine Printversion der Zusammenfassung in englischer oder deutscher Sprache und der Schlussbericht in englischer Sprache können bei der Oesterreichischen kulturdokumentation bestellt werden:

telefonisch unter ++43-1-535 27 05
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Die Publikationen selbst sind kostenlos. Versandkosten werden berechnet

Online:
Online finden Sie die Zusammenfassung der Studie in englischer Sprache am Website der Generaldirektion Beschäftigung und Soziales der EU-Kommssion
http://www.europa.eu.int/comm/employment_social/news/2001/jul/digital_en.html

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   Pressetext der Europäischen Kommission

Eine eben abgeschlossene Studie zeigt, dass der Zuwachs an Arbeitsplätzen im kulturellen Sektor jenen in der allgemeinen Wirtschaft um ein dreifaches übertrifft. Während in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre die Beschäftigung innerhalb der EU insgesamt um moderate 1,2% jährlich anstieg, belief sich die Steigerungsrate im Freizeit-, Kultur und Sportbereich auf 3,8%. Die Studie - durchgeführt von einer Gruppe deutscher, österreichischer und spanischer Institute - weist darauf hin, dass es im Sektor 7,2 Million Beschäftigte gibt, also wesentlich mehr als von früheren Studien angenommen wurde. Viele dieser 7,2 Millionen sind selbstständige Freiberufliche (freelancer) oder arbeiten in sehr kleinen Unternehmen, vielfach in atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Durch die zunehmende Ersetzung von traditionellen kulturellen Medien durch digitale Anwendungen wird ihre Zahl weiter ansteigen. Jedoch - so die Studie - gibt es neben den neuen Möglichkeiten der Arbeitsflexibiliserung in diesem Sektor auch jenen Aspekt, dass Gruppen, die bereits jetzt benachteiligt sind, dadurch weiterer Marginalisierung ausgesetzt werden, da sie erschwerten Zugang zu diesen neuen Technologien haben.

In der europäischen Tradition der Kulturkritik wurde der Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Kultur lange mit Skepsis bzw. offener Ablehnung begegnet. "Kultur als Ware" und kommerzielle Kulturprodukte wurden von der öffentlichen Hand ignoriert - sie fielen in die Verantwortlichkeit von Wirtschaft und Industrie. Das hat sich verändert. Pop- und Konsumkultur haben neue Verbindungen und semantische Systeme etabliert. Mehr Individualismus und Pluralismus in den Lebensstilen, und die Auffassung von Kultur als Sammelbecken für Unterschiede und Unterscheidungen haben weiters dazu beigetragen, die Trennung von Hochkultur und Massenkultur aufzuheben. In diesem Prozess haben sich auch die Kriterien für Kunst- und Kultursubventionssysteme verändert. Die traditionell strenge Trennung zwischen einem öffentlich subventionierten nicht-kommerziellen Sektor einerseits und der Kulturindustrie andererseits wurde zunehmend "aufgeweicht" um Mischformen Platz zu machen.

In der breiten Öffentlichkeit hat sich jedoch eine Interpretation von Kunst und Kultur hartnäckig gehalten, nämlich dass Kunst und Kultur lediglich Geld kosten. Lange Zeit wurde im öffentlichen Diskurs das breite Spektrum der subventionierten Kunst und Kultur kaum mit innovativen, produktiven Effekten assoziiert, obwohl der spezifische Vorteil dieser öffentlichen Unterstützung für private Unternehmen offensichtlich ist, wenn der Zusammenhang zwischen öffentlicher Subventionierung für Kunst und kulturelle Produktion bedacht wird. Die Studie unterstreicht, dass die "Ökonomisierung" der Kultur und die "Kulturalisierung" des Marktes sowohl eine zunehmende Kommerzialisierung der Hochkultur bedeutet als auch darauf verweist, dass der kulturelle Inhalt (content) zunehmend die Warenproduktion gestaltet. Eine der schwierigsten nationalen und supra-nationalen politischen Herausforderungen bleibt es, Räume für Kunst-, Kultur- und Wissensproduktionen, die nicht automatisch vermarktbar sind, zu fördern und zu erhalten, beziehungsweise gesellschaftspolitische Argumente nachhaltig im Feld der öffentlichen Diskussionen, die bislang weitgehend der Wirtschaft überlassen worden sind, zu positionieren.

Die AutorInnen präsentieren Vorschläge, die sich auf drei Ebenen beziehen: Orientierungshilfe für die Politik und Integration, Information und Kommunikation, "affirmative action" Programme. Belange der Ausbildung und Qualifizierung sind wichtige Belange im kulturellen Sektor. Ein Großteil der Firmengründungen im kulturellen Sektor und im Digitalisierungs-Bereich scheitern. Um dieses Phänomen zu bekämpfen müssen spezifische Maßnahmen ergriffen werden, welche die Entwicklung adäquater Fähigkeiten forcieren.

Die Studie betont, dass ein Großteil der EU-BürgerInnen gegenwärtig weder an den multimedia/IKT Technologien teilnehmen noch das Potential der Digitalisierung ausschöpfen. Aus einer gesellschaftlichen Perspektive sind es vor allem Frauen, Arbeitslose und ältere Menschen, die keinen oder nur unzureichenden Zugang zu den Produkten der Digitalisierung haben. Aus einer geographischen Perspektive sind es EU-BürgerInnen, die in marginalisierten/peripheren Regionen (meist ländlich und/oder wirtschaftlich unterentwickelt) leben, die im Sinne der Verfügbarkeit von IKT Infrastruktur benachteiligt sind gegenüber Personen, die im urbanen Raum leben.

Grundsätzlich belegt die Studie, dass Digitalisierung ein wichtiger Beschäftigungs-Motor ist, wenn beschäftigungs-orientierte Subventionspolitik mit Schwerpunkt auf dem Arbeitsmarkt im ersten Sektor (Markt) implementiert wird.

Die Ergebnisse der Studie wurden am 25. Juni 2001 RepräsentantInnen der nationalen Arbeitsmarkt-Ministerien und relevanten Kommissions-Abteilungen präsentiert.

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23.02.2003 | office@kulturdokumentation.org